Die Alamannen

Geschichte Baden-Württembergs

Die Alamannen

(3. bis 7. Jahrhundert n. Chr.)

Karte der Besiedlung der Alamannen

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Rund 100 Jahre dauerte der oft unsichere Frieden am Limes, der Grenzbefestigung der Römer. Im Jahre 213 n.Chr. mußte der römische Kaiser Caracalla erstmals in schweren Kämpfen angreifende germanische Gruppen zurückschlagen. Aurelius Victor, ein römischer Geschichtsschreiber, nannte diese Gruppen Alamannen. Vor dieser Zeit war der Name Alamannen nie in Schriften aufgetaucht; in späteren Werken wurde er mit Sueben gleichgesetzt oder sogar alle Germanen als Alamannen bezeichnet. Vom 3. Jahrhundert an wurden die Übergriffe der Alamannen häufiger. Der große Alamanneneinfall erfolgte dann 259/260 n.Chr. Er kennzeichnete das Ende der römischen Herrschaft im Südwesten zwischen Rhein und Donau.

Zurückgebliebene Siedler römischer Herkunft, die die Kriegsereignisse überlebten, gelangten in die Abhängigkeit der Eroberer. Die Alamannen wohnten nicht in den römischen Steinhäusern, nutzten wohl aber die schon bearbeiteten Flächen zum Anbau oder zum Bau eigener Häuser aus Lehm und Holz.

In der Mitte des 5. Jahrhunderts (obere Karte) legten die Alamannen mehr und mehr in der Nähe ihrer Siedlungen Friedhöfe an. Sie benutzten sie über mehrere Generationen; daraus läßt sich die Beständigkeit ihrer Siedlungen ablesen. Da sie die Toten in Reihen bestatteten, heißen die Anlagen auch Reihengräberfriedhöfe. Sie geben Aufschluß über Ausdehnung und Dichte der Besiedlung durch die Alamannen. Von den Siedlungsplätzen selbst sind keine Überreste mehr vorhanden. Das Siedlungsgebiet der Alamannen reichte um 450 n.Chr. vom Oberrhein bis zur Iller im Osten und vom Hochrhein bis zum Main im Norden. Im Norden kamen sie mit den Franken, einem weiteren germanischen Stammesverband, in Berührung. Die Franken hatten am Mittel- und Niederrhein die Oberherrschaft erlangt und auch im Westen das Erbe römischer Macht angetreten.

In einer wichtigen kriegerischen Auseinandersetzung 496/497 n.Chr. bei Zülpich, unweit von Bonn, wurden alamannische Truppen von fränkischen unter König Chlodwig besiegt. Obwohl nicht alle alamannischen Stämme an diesem Krieg beteiligt waren, anerkannten die Alamannen fortan die Oberhoheit der Franken. Fränkische Familien wanderten ins bislang alamannische Siedlungsgebiet ein.

Die Rheingrenze zwischen römischem und alamannischem Gebiet hielt bis ins 5. Jahrhundert. Nachdem allerdings der Hunneneinfall die römische Herrschaft im heutigen Elsaß beendet hatte, überquerten Alamannen die bisherige Westgrenze und siedelten dort (untere Karte). Aber auch im Elsaß mußten sie sich nach einer weiteren kriegerischen Auseinandersetzung (506/507 n.Chr.) fränkischer Macht beugen. Alamannisches Siedlungsgebiet in der linksrheinischen Oberrheinebene wurde dann von fränkischen Siedlern durchsetzt.

Die Gegend zwischen Iller und Lech war mittlerweile zum Herrschaftsgebiet des Ostgotenkönigs Theoderich geworden, der dort das Erbe römischer Macht übernommen hatte. Theoderich verwandte sich beim Frankenkönig Chlodwig für die in Bedrängnis geratenen Alamannen. Sie siedelten zusammen mit Resten romanischer Bevölkerung bis zum Lech.

Mit Ausnahme einiger Beutezüge überschritten Alamannen den Hochrhein erst um 530 n. Chr. In der Folge erwies sich die heutige Nordschweiz als jenes Siedlungsgebiet für die Alamannen, in dem sie sich ungehindert ausbreiten konnten. Die Siedlungstätigkeit der Alamannen in Südwestdeutschland kann auch anhand von Ortsnamen abgelesen werden.

Zwei oder drei Gehöfte standen anfänglich beieinander. Ihrer Siedlung gaben sie gern den Namen eines wichtigen Sippenmitglieds. Sie sagten dann: "Wir wohnen bei den Leuten des...", wobei sie den Namen einsetzten. Daraus entstanden die sogenannten "-ingen-Orte". Älteste alamannische Siedlungen mit der Endung "-ingen" finden sich vor allem im Markgräferland, im Breisgau, im Hegau, auf den Gäuplätzen von Klettgau im Süden bis zum Südrand des Kraichgau, im Norden um Pforzheim, im Albvorland von der Baar bis zum Ries, zum Teil auf der Alb selbst, ferner entlang der Donau, der Iller und dem Lech. Neben den Ortsnamen mit der Endung "-ingen" hängten Alamannen wie die Franken auch die Nachsilbe "-heim" an einen Personennamen.

In einigen von den Alamannen besiedelten Gebieten wird heute eine Mundart gesprochen, die wir seit Johann Peter Hebel "alemannisch" nennen, so südlich des Flusses Oos, in der Nordschweiz, im Elsaß und nördlich des Bodensees. Der im 7. Jahrhundert noch unbesiedelte Schwarzwald grenzt das Alemannische vom Schwäbischen ab, das auch zwischen Iller und Lech beheimatet ist. Nördlich des Siedlungsgebietes der Alamannen wird fränkisch, östlich des Lech bayerisch gesprochen.

Quelle Text und Karte: Mike Pantel www.pantel-web.de/bw_mirror/history/bwhist.htm